Genderdysphorie Frau-zu-Mann
Einzelschritte der Operation
Die chirurgische Geschlechtsangleichung bei Frau-zu-Mann-Genderdysphorie beinhaltet mehrere Einzelschritte. Die Anzahl der Operationen hängt davon ab, ob bei Ihnen im Vorfeld bereits geschlechtsangleichende Operationen durchgeführt wurden und welche Art der Geschlechtsangleichung sie wünschen und wie Ihre individuellen Ziele sind.
Der Ablauf der einzelnen möglichen Eingriffe sieht folgendermaßen aus:
(Erklärungen der einzelnen Schritte erhalten Sie durch Klick auf die Boxen)
Operation Frau-zu-Mann
Mikro-Chirurgie / Plastische Chirurgie
Gynäkologie
Die einzelnen operativen Schritte sollten als Behandlungsmöglichkeiten, nicht als zwingend notwendige Eingriffe angesehen werden. Je nach individueller Situation können einzelne Schritte auch entfallen. So kann z. B. nur die Bildung eines Klitorispenoids (Klitpens) vorgenommen werden ohne einen späteren Penoidaufbau (Phalloplastik) oder ohne begleitende Kolpektomie.
Zwischen den einzelnen Eingriffen sollte aus medizinischen Gründen ein Abstand von mehreren Monaten liegen.
Erklärungen
Maskulinisierende Brust-Operation (Mastektomie)
Entfernung der Brustdrüsen unter besonderer Beachtung der Lage der Narben sowie der Formung der Brust mit Betonung des darunter liegenden Pektoralismuskels. Hierbei kommen alle gängigen Techniken zum Einsatz (semilunärer Schnitt/Halbmondschnitt, periareloärer Schnitt/konzentrisch, inferior-gestielter Pedikel/von unten gestielte Brustwarze sowie die freie Brustwarzentransplantation).
Total laparoskopische Hysterektomie und Adnektomie
Entfernung der Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke per Schlüssellochtechnik über den Bauchraum. Die Organentnahme erfolgt von vaginal.
Kolpektomie
Entfernung der vaginalen Schleimhaut und Verschluss der Vagina.
Klitorispenoid („Klitpen“, Metaidoioplastik)
Mobilisierung und Streckung der Klitoris, Verlängerung der Harnröhre aus den kleinen Schamlippen von der ursprünglichen Harnröhrenöffnung bis zur Klitorisspitze. Dadurch ist meist das Wasserlassen im Stehen möglich.
Penoidaufbau (Phalloplastik/großer Aufbau)
Penoidbildung entweder aus:
Unterarmlappen-Technik (freier Radialislappen mit gleichzeitiger Bildung der Penoidharnröhre = tube-in-tube-Technik).
Das Penoid wird an anatomisch korrekter Stelle implantiert. Nerven, Gefäße und die Harnröhre von Penoid und Klitorispenoid werden miteinander verbunden. Die Klitoris wird entweder von ihrer oberflächlichen Hautschicht entfernt und hinter der Harnröhre am Penoidansatz versenkt („integriert“) oder vom Klitorispenoid abpräpariert und außen am Penoidansatz eingesetzt.
Die Wunde am Unterarm wird mit einem Vollhauttransplantat vom Unterbauch oder der Innenseite der Oberschenkel gedeckt.
oder aus
Oberschenkellappen-Technik (ALT-Lappen = anterolateral thigh flap) vom vorderen, seitlichen Oberschenkel (je nach individueller körperlicher Konstitution erfolgt die Harnröhrenbildung simultan (tube-in-tube) oder später in einem oder mehreren zusätzlichen Eingriffen)
Die Wunde am Oberschenkel wird mit einem Vollhauttransplantat vom Unterbauch oder dem gegenseitigen Oberschenkel.
Sulcus-coronarius-Plastik (Glans-Plastik/Eichelnachbildung)
Eichelnachbildung durch spezielle Schnittführung, Naht und ggf. Transplantation eines Hautstreifens.
Verschluss der Harnröhre
Endgültiger Anschluss der neu gebildeten Penoid-Harnröhre.
Skrotumkonstruktion
Im selben Schritt erfolgt der Aufbau eines Hodensacks (Neoskrotum) aus dem Hautmaterial der ehemaligen Schamlippen.
Weitere Korrektur-Schritte
Weitere eventuell erforderliche Korrekturen (z.B. Fistel-Verschluss, Narbenkorrekturen oder Harnröhrenrekonstruktionen) können entweder zusammen mit o.g. Schritten oder in separaten Eingriffen durchgeführt werden.
Erektionsprothese
Um das Penoid für penetrierenden Geschlechtsverkehr versteifen zu können, wünschen viele Patienten die Implantation einer Erektionsprothese. Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten von Prothesen.
Bei den hydraulischen Modellen wird die Pumpe der Prothese (als Imitat einer zweiten Hodenprothese eingesetzt.) als Hodenimitat anstatt einer zweiten Hodenprothese eingesetzt.
Bei einer semiflexiblen Erektionsprothese gibt es keine Pumpe, so dass hier 2 Hodenprothesen eingesetzt werden können.
Die Prothese muss nach dem Eingriff ca. 6-8 Wochen in Ruhe einheilen. Erst dann ist nach einer Einweisung die Benutzung möglich.