Urogenitale Fehlbildungen
Penisverkrümmung
Als Penisverkrümmung (auch genannt IPP) bezeichnet man eine sich entwickelnde Verbiegung des Penis im steifen Zustand. Die Erkrankung tritt meist spontan auf und verläuft zweiphasig. Zunächst besteht die aktive Phase mit schmerzhafter Erektion und zunehmender Verkrümmung (Deviation) des Penis, gefolgt von der stabilen Phase mit stabiler Deviation und fehlenden Schmerzen.
Eine spontane Besserung der Schmerzen erfolgt meist innerhalb von 6 Monaten. Zudem zeigt sich eine zunehmende erektile Dysfunktion bei fortschreitender Erkrankung. Bei bis zu 15% aller Patienten ist eine spontane Rückbildung der Erkrankung möglich, bei 40 % bleibt die Erkrankung stabil. Folgende Faktoren machen eine spontane Rückbildung unwahrscheinlich: Eine Verkrümmung über 45 Grad, ein Krankheitsverlauf über 2 Jahre oder Kalkablagerungen im Schwellkörper.
1% aller Männer erleiden im Laufe ihres Lebens eine Penisverkrümmung unterschiedlicher Ausprägung. Es besteht eine zunehmende Häufigkeit mit dem Alter: 30-39 Jahre (1,5 %), 40-59 Jahre (3 %), 60-69 Jahre (4 %) und über 70 Jahre (6,5 %).
Bisher ist keine gesicherte Ursache der Penisverkrümmung bekannt. Es wird vermutet, dass wiederholte innere Verletzungen im Penis während des Geschlechtsverkehrs zur IPP führen könnten. Zudem leider 25-40% der IPP-Patienten auch an der Dupuytren-Krankheit, also eine fibröse Verhärtung der Handinnenfläche, sodass auch genetische Aspekte eine Rolle spielen könnten. Außerdem wird ein Zusammenhang mit dem Vorliegen einer arteriellen Hypertonie oder Diabetes, sowie dem Rauchen und Alkohol diskutiert.
In der akuten, schmerzhaften, entzündlichen Phase erfolgt eine medikamentöse Therapie, ggf. unterstützt durch eine Stoßwellen-Therapie (ESWT). Eine operative Therapie erfolgt erst dann, wenn die Erkrankung mindestens 12 Monate besteht und ein schmerzfreies Intervall von mindestens 6 Monaten vorliegt (stabile Phase).
Nach Ausschöpfung aller konservativen Möglichkeiten ist dann je nach Ausmaß der Verkrümmung und erektilen Funktion eine operative Therapie indiziert. Bei geringer Verkrümmung und erhaltener Erektionsfähigkeit eignet sich die Nesbit-Operation. Bei starker Deviation und Erektionsfähigkeit ist die verlängernde Technik mit Eröffnen des Schwellkörpers und Deckung des entstehenden Defekts zu empfehlen („Patch-Plastik“). Wir verwenden hierfür SIS-Biomaterial (small intestinal submucosa). Sollte eine sehr schwere Form der Penisverkrümmung vorliegen oder im Laufe der Erkrankung zu einer Impotenz kommen, so empfiehlt sich ein Penispimplantat.