Beratung zum Gelenkerhalt/-ersatz
Gelenkersatz an Hüfte und Knie
Wer braucht einen Gelenkersatz?
Bei einer fortgeschrittenen Gelenkabnutzung bleibt letztlich nur noch der Gelenkersatz als einzige sinnvolle Therapie übrig. Die Frage ist nur: Wann ist es so weit?
Um dies beantworten zu können, muss der Arzt verschiedene Dinge erfragen:
Wie stark ist die Beeinträchtigung bei den täglichen Aktivitäten?
Wie weit kann ein Patient noch gehen?
Wirken sich die Beschwerden schon auf die Lebensqualität aus?
Und wie hoch ist der Schmerzmittelverbrauch?
Denn entzündungshemmende Medikamente können innere Organe wie Herz, Niere, Magen, Darm und Leber schädigen und sollten deshalb nicht auf Dauer genommen werden.
Ein Gelenkersatz ist angezeigt, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
- Ein abgenutztes Gelenk verursacht ständig Beschwerden.
- Die Gehstrecke ist deutlich, auf wenige hundert Meter, eingeschränkt.
- Die Lebensqualität hat abgenommen.
- Man braucht immer öfter Schmerzmittel.
Worauf muss man beim Gelenkersatz achten?
Wenn Sie Beschwerden an Hüfte oder Knie haben, eine Arthrose festgestellt wurde und ein künstliches Gelenk brauchen, dann sollten Sie sich in allererster Linie einen Operateur suchen, der viel Erfahrung hat und sich die Zeit nimmt, Sie gründlich zu untersuchen und zu beraten.
Was den Gelenkersatz anbelangt, empfiehlt es sich nicht unbedingt, ein möglichst neues Modell zu wählen, sondern eines, das schon seit Jahrzehnten auf dem Markt ist. Eines, das sich schon bei Hunderttausenden von Patienten bewährt hat und von dem bekannt ist, wie lange es durchschnittlich hält.
Hüftgelenkersatz
Woraus besteht ein Hüftgelenkersatz?
Als Ersatz für die Hüftpfanne verwenden wir meist eine unzementierte Pressfit-Schale (Abb. 1). Damit lässt sich am besten Knochensubstanz sparen. Das ist vorteilhaft für spätere Wechseloperationen. Bei gut erhaltenem Knochenstock kann die Austausch-Pfanne stabiler verankert werden. Aus dem gleichen Grund setzen wir am Oberschenkel-Schaft nicht zementierte, gerade Prothesen-Stiele ein (Abb. 2). Als Gleitpaarung zwischen Inlay der Pfanne und Kopf des Prothesen-Stiels empfiehlt sich eine Polyäthylen-Keramik-Paarung (Abb. 3).
Bei der Operation sollte die Muskulatur nicht vom Knochen gelöst werden
Noch entscheidender als die Auswahl der geeigneten Prothese kann die Art des Zugangs durch den Weichteilmantel sein. Sie sollten Ihren Operateur beim Vorgespräch danach fragen und einen Operateur wählen, der den Hüftgelenk-Ersatz über einen sogenannten minimal-invasiven Zugang operiert. Beim minimal-invasiven Zugang wird die Muskulatur nicht vom Knochen gelöst.
Nach Operationen, die über einen herkömmlichen Zugang durchgeführt wurden, kann ein mehr oder weniger großer Anteil der Muskultur durch Narben-Bildung funktionslos werden. Die Folge ist eine dauerhafte Kraftminderung der Hüfte. Diese macht sich durch eine raschere Ermüdbarkeit bemerkbar.
Wovon wir abraten
Von einem Oberflächenersatz der Hüfte raten wir ab. Beim Oberflächenersatz wird in die entknorpelte Pfanne eine Schale eingesetzt und auf den Hüftkopf eine Kappe. Aber weil der Hüftkopf in seiner Größe weitgehend erhalten bleibt, muss im Pfannenbereich relativ viel Knochen geopfert werden, um die natürliche Pfanne mit der Metallschale auskleiden zu können. Außerdem treten durch den großen Durchmesser des Hüftkopfes stärkere Reibungskräfte zwischen den Gleitpartnern auf als bei herkömmlichen kleinen Köpfen. Der Knochenverlust im Bereich Hüftpfanne ist für spätere Wechsel-Operationen ungünstig. Die bisher verfügbaren mittelfristigen Langzeitergebnisse der Methode sind enttäuschend. Das Verfahren ist mit einer deutlich erhöhten Rate vorzeitiger Lockerungen belastet. Außerdem ist nicht genau bekannt, wie sehr die Nieren der Patienten durch Schwermetall-Ionen belastet werden, die durch den Abrieb der Metall-Metall-Gleitpaarung frei werden.
Auch die Kurzschaft-Prothesen haben Tücken. Von einigen Modellen weiß man, dass ihre Standzeiten nicht an die guten Werte herkömmlicher Prothesen heranreichen. Und mit einer korrekt eingesetzten nicht zementierten herkömmlichen Prothese kann ein versierter Operateur ähnlich knochensparend arbeiten wie mit einer Kurzschaft-Prothese.
Kniegelenkersatz
Ein empfehlenswerter Kniegelenkersatz
Der übliche Gelenkersatz am Knie ist nicht gekoppelt. Es werden nur die schadhaften Knorpelflächen durch Metalloberflächen ersetzt. Man spricht dann vom Gleitflächenersatz (Abb. 4).
Der natürliche Kapselbandapparat bleibt erhalten. Zusammen mit der gelenkübergreifenden Muskulatur stabilisiert der Kapselbandapparat dann die mit neuen Gleitflächen ausgestatteten Gelenkpartner.
Schlittenprothese oder kompletter Gleitflächenersatz?
Der Gleitflächenersatz kann nur auf einer Gelenkseite (meistens innen) notwendig sein, wenn die andere Hälfte noch eine unversehrte Knorpelschicht aufweist. Wenn nur eine Seite ersetzt wird, verwendet man eine sogenannte Schlitten-Prothese (Abb. 5).
Die Schlittenprothese bringt eine bessere Funktion
Die Patienten mit Schlittenprothese sind häufig zufriedener als die mit einem kompletten Gleitflächenersatz. Dies hängt damit zusammen, dass bei Verwendung einer Schlitten-Prothese die Kreuzbänder erhalten bleiben können.
Die Kreuzbänder sind so etwas wie die „Seele“ des Kniegelenks. Sie vermittelt die Tiefenwahrnehmung für den Spannungszustand des Gelenks. Deshalb sind Patienten mit erhaltenen Kreuzbändern auf unebenem Gelände sicherer unterwegs.
Navigation
Ein erfahrener Operateur kann die Achsenverhältnisse des Beins mit und ohne eine computergesteuerte Zielhilfe (sogenannte Navigation) korrekt einstellen. Solche Zielhilfen sind für die zusätzliche Kontrolle der Achsenverhältnisse hilfreich. Allerdings müssen die Geräte während der Operation montiert und justiert werden. Das verlängert die Operationsdauer. Mit zunehmender Dauer der Operation steigen wiederum die Risiken für Blutung, Thrombose und Infektion.
Anatomische-Knie-Varianten
Moderne Prothesenmodelle haben verschieden geformte Oberflächenschilde, denn bei etwa 40 % der Frauen und 15 % der Männer ist das Kniegelenk deutlich schmäler als gewöhnlich. In solchen Fällen sollte der Operateur über geeignete Zusatz-Implantate verfügen können, mit denen er auf solche anatomischen Besonderheiten, die erst bei der Operation ausreichend beurteilbar sind, reagieren kann. Die Komponenten dürfen nämlich nicht über die seitlichen Knochengrenzen hinausragen, sonst kann die Gelenkkapsel an deren Rändern scheuern.
Was tun, damit eine Prothese möglichst lange hält?
Wie schnell sich eine Prothese lockert, hängt insbesondere davon ab, wie stark sie belastet wird. Hohes Körpergewicht, schwere Arbeit und zu intensiver dynamischer Sport spielen die größte Rolle. Das Körpergewicht sollte nicht hoch sein, häufiges Tragen von Lasten ist ungünstig und gelenkbelastende Sportarten wie Tennis, Fußball oder Joggen sind nicht zu empfehlen. Zuträglich sind Schwimmen, Radfahren und Wandern. Aber auch Skifahren ist möglich, wenn man sicher auf den „Brettern“ steht und moderat fährt.